Anlässlich des Konzerts in der Berliner Philharmonie, bei dem des erste Quartett „Métamorphoses nocturnes“ von György Ligeti auf dem Programm stand, erinnert sich Nanette Schmidt an die Arbeit des Quartetts mit dem Komponisten:

Ein sonniger Morgen im Februar 1995. Wir klingeln an der Tür von György Ligeti in der Möwenstraße in Hamburg. Erst passiert gar nichts. Dann öffnet der Meister – im Schlafanzug, die Haare verwuschelt und die Augen tief verschattet. Offenbar hat er unsere Verabredung vergessen. Aber er lässt sich nichts anmerken und begrüßt uns freundlich.

Zwischen Stapeln von Noten und Büchern, die überall in der kleinen Wohnung zur Decke wachsen, packen wir die Instrumente aus. Ligeti fragt, ob wir etwas dagegen hätten, dass er beim Zuhören frühstückt. Er setzt sich vor uns an den Tisch, die Partitur seines zweiten Streichquartetts vor sich, und beginnt sein Müsli zu verspeisen. Was ihn nicht im mindestens davon abhält, genauestens zuzuhören: Nachdem wir zu Ende gespielt haben, fängt er an, intensiv mit uns zu arbeiten.

Im Nu vergehen zwei Stunden, in denen wir tief in die Details des Werkes eintauchen. Zwei Stunden, in denen es darum geht, die Extreme auszureizen, gläserne Klänge, rasend schnelles Tempo, fast unhörbares Pianissimo, intensivstes Fortissimo… Am Ende eine herzliche Verabschiedung.

Unvergesslich, dieser Vormittag in Ligetis Wohnung!